Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

Strukturalismus

Grundidee des Strukturalismus als literaturwissenschaftliche Methode ist das Ersetzen historischer und individueller Untersuchung eines einzelnen Textes durch die strukturale Analyse von mehreren Texten, um gemeinsame Strukturen erfassen zu können. Diese herausgearbeiteten Strukturen sollen es ermöglichen, Literaturwissenschaft objektiv zu betreiben. Es wird angenommen, dass es regulierende, allgemeingültige, präindividuelle Strukturen gibt. Ein Individuum ist also in seinem Gestaltungswillen immer durch Strukturen eingeschränkt.

Ausgangspunkt der strukturalistischen Bewegung ist – wie beim Russischen Formalismus – die Linguistik, in diesem Fall ein Kreis von Sprachwissenschaftlern in Prag (1932 Ecole de Prague). Wie in Moskau und Genf boten die Schriften Ferdinand de Saussures Anlass, nach allgemeinen Grundlagen und Regeln der Sprache zu forschen. Als bedeutendster Vertreter des Prager Strukturalismus gilt bis heute Roman Jakobson, der 1920 nach Prag geflohen war. Das oben skizzierte methodische Ziel des Strukturalismus führt zu einer Ausdehnung in unterschiedlichste Bereiche. Strukturalistisches Arbeiten findet sich in der Ethnologie (Claude Levi-Strauss), der Narratologie (Vladimir Propp, Julien Greimas u. a.), in den Anfängen der Diskurstheorie (Michel Foucault – der Strukturalist ohne Struktur), im Poststrukturalismus. Strukturalisten sind immer zugleich Semiotiker, die Bereiche Semiotik und Strukturalismus sind nur schwer voneinander zu trennen. Eine Reihe von Strukturalisten engagierten sich auf der Basis ihrer theoretischen Erkenntnisse politisch und kulturkritisch.

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